#stadtgewaechs: Reparieren statt Wegwerfen

veröffentlicht am 15. Juli 2021 | Kategorie: Nachhaltigkeit

Ein Sprung im Display, und ein neues Handy muss her? Die Sohle der Lieblingsschuhe löst sich ab, deshalb ab damit in die Tonne? Wo diese und andere Gegenstände unsere Urgroßeltern noch ein Leben lang begleiteten und immer wieder repariert wurden, haben wir uns heute eine Wegwerfmentalität  angewöhnt, die uns beim derzeitigen Konsum 2050 drei Erden kosten würde. Was es damit auf sich hat, und was wir dagegen tun können.

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Warum es ein Problem ist, Dinge häufig zu entsorgen und neu zu kaufen

Kein Vorwurf: es wird uns so leicht gemacht, Auswirkungen auf die Umwelt zu ignorieren. Konsumgüter sind im Vergleich zu früheren Zeiten extrem günstig geworden, gute Qualität dagegen selten. In einer globalisierten Welt bekommen wir nicht mit, was die Produktion vor Ort für Folgen mit sich bringt, und sich über Realitäten jenseits schillernder Werbeauftritte zu informieren, ist in Zeiten gutbezahlter Marketingabteilungen Detektivarbeit, die man nicht mal eben so macht. Deshalb hier eine kurze Erklärung: unser heutiger Umgang mit Gütern bringt mehrere Probleme mit sich, die uns auf kurz oder lang auf die Füße fallen:

  • Entsorgung ist ein Umweltproblem:
    Wohin mit den Bergen alter Handys, Autos, Elektrogeräte, Möbel und Schrottwaren? Gerade unser Elektroschrott produziert immer größere Müllberge, die selbst unter deutschen Recyclingbedingungen nicht restlos umweltfreundlich entsorgt werden können. Wo aber hierzulande „nur“ giftige Filterstäube aus der Verbrennung übrig bleiben, die dann in alten Bergwerkstollen gelagert werden, landet unser Schrott in Afrika oftmals lediglich auf Halden, wo bei dem Versuch der Verwertung hochgradig toxische Stoffe wie Quecksilber, Blei und krebserregende Verbindung freigesetzt werden. Ein ähnliches Problem ist unser Plastikschrott, der in Halden in Asien, im Meer und sogar auf heimischen Äckern wieder auftaucht.
  • Produktion braucht Ressourcen, schadet der Umwelt und verletzt häufig Menschenrechte.
    Egal, was es zu produzieren gilt: selbst die umweltfreundlichsten Werkstoffe brauchen Energie in ihrer Herstellung. So richtig problematisch wird es bei Elektrogeräten. Für die Gewinnung der benötigten Edelmetalle wird häufig Raubbau in den besonders rohstoffreichen Regenwäldern betrieben. Aber auch die Textilindustrie produziert nicht ohne Grund in Ländern mit niedrigen Umweltstandards. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen und winzige Löhne ein weiterer Aspekt der Problematik.
  • Wertverlust
    Und wofür das alles? Um uns immer wertlosere Produkte zu liefern, die immer schneller kaputt gehen, und in der Folge immer weniger geschätzt werden.

Was wir dagegen tun können:

Die gute Nachricht ist: wir können auch anders – unsere Großeltern wissen das aus eigener Erfahrung. Ein paar Tipps für Reparaturen und einen bewussteren Konsum:

  • Auf Qualität und Langlebigkeit achten
    Wer etwas Neues braucht, sollte beim Kauf Wert auf gute Verarbeitung und Qualität legen, worüber Internetbewertungen Ausschluss geben können. Der alte Spruch ist immer noch aktuell: Wer billig kauft, kauft doppelt. Auch wenn der Preis auf den ersten Blick höher wirkt – an Qualität hat man lange Freude.
  • Kleidungsreparaturen in der Änderungsschneiderei
    Gute Qualität bedeutet hier, dass Stoffe nicht fusseln oder sich beim Waschen verziehen, und hochwertige Materialien für Reisverschlüsse, Knöpfe und Co. benutzt wurden. Trotzdem nutzt sich Kleidung de facto ab. Ein kaputter Reißverschluss oder abgerissene Schlaufen sind Klassiker, die sich für kleines Geld reparieren lassen.
  • Schuhe und Taschen zum Schuster bringen
    Auch wer darauf achtet, dass Schuhe genäht statt geklebt sind, wird mit ihnen laufen: abgelaufene Absätze, kaputte Reißverschlüsse, sich ablösende Sohlen und vieles mehr reparieren die vielen kleinen Schuster und Schuhmacher, die es in unserer Stadt gibt – wie neu!
  • Mit dem Fahrrad ab ins Bike-Kitchen
    Fahrräder zählen zu den wenigen Gütern, die sich im Prinzip fast unbegrenzt reparieren lassen – und das ohne großen Aufwand. Die meisten können das zwar nicht mehr selbst, deshalb kann man sein Rad zur Fahrradwerkstatt oder zum Händler bringen. Wer aber auf Dauer nicht immer für Reparaturen blechen möchte, kann gegen eine Spende im Augsburger Bike-Kitchen unter Anleitung selbst reparieren – und ist dann Spezialist fürs eigene Rad.
  • Repair-Café für kleine Elektrogeräte
    Ein kaputtes Rührgerät oder ein Notebook, das nicht mehr hochfährt? Im Repair-Café gibt es Hilfe zur Selbsthilfe. Die Bastlerinnen und Bastler hier bringen neben beruflicher Expertise auch Werkzeug mit und wissen Rat auf die allermeisten Fragen. Eine gute Übersicht über Repair-Cafés in der Region gibt es hier.
  • Handydoktor
    Gute Neuigkeiten: Auch technisch so komplexe Geräte wie Smartphones lassen sich reparieren. Meistens sind es allerdings Kleinigkeiten: ein gesplittertes Display, ein Wackelkontakt an den Buchsen oder unter den Einschalttasten. Da wäre es schade, deshalb ein ansonsten einwandfreies Gerät entsorgen zu müssen. Deshalb auf zum Handydoktor damit!
  • Waschmaschine wieder fit dank Elektriker und – You Tube
    Es gibt sie noch, die Elektriker unseres Vertrauens. Einfach mal nachfragen – einige Elektriker haben sich auf Hausgeräte spezialisiert und reparieren schnell und kostengünstig alles, was ein Haushalt so braucht. Im Zweifelsfall lohnt sich auch eine kurze Googlesuche. Simple Verschleißteile wie Motorkohlen einer Waschmaschine lassen sich mithilfe einer YouTube-Anleitung ganz einfach austauschen.

Generell: Reparieren ist meist besser als Neukaufen
Vor allem bei Haushaltsgeräten, bei denen in den kommenden Jahren keine deutlichen Energieeffizienzsprünge mehr zu erwarten sind, aber auch bei allem anderen gilt: Reparieren ist sinnvoller als ein Neukauf. Das sieht auch die EU so, die seit Anfang 2021 ein „Recht auf Reparatur“ gesetzlich verankert hat. Hausgeräte müssen nun mit herkömmlichem Werkzeug reparierbar und Ersatzteile bis zu zehn Jahre verfügbar sein. Gute Nachrichten für unsere Umwelt!

 

Dieser Artikel ist Teil unserer Kampagne für mehr Nachhaltigkeit in der Region. Alle Infos zu unseren Maßnahmen, zu Kampagne, Events und Gewinnspielen finden sich unter #stadtgewaechs.