#stadtgewaechs: nachhaltig Ernähren und Einkaufen

veröffentlicht am 23. Juli 2021 | Kategorie: Nachhaltigkeit

gesund essen; bio

Je frischer, desto besser – für uns und unsere Umwelt

Was hat unsere Ernährung mit Nachhaltigkeit zu tun? Mehr als wir denken: zwar ist eine langfristige Gesundheit auch direkte, nachhaltige Folge guter Ernährung. Wie unsere Lebensmittel jedoch produziert werden, hat großen Einfluss auf den Erhalt unserer Umwelt.

Wir alle bringen jeden Tag Treibhausgase in die Atmosphäre, ob wir wollen, oder nicht. Wir heizen, kochen, fahren zur Arbeit oder in den Urlaub und konsumieren Dinge, für deren Herstellung Energie verbraucht wurde. Statistisch verbucht jeder Einwohner in Deutschland ca. 8,4 Tonnen CO2 (weltweit liegt der CO2 Durchschnittswert bei ca. 4,8 t). Nach Berechnungen des Weltklimarates müsste der Ausstoß an Treibhausgasen drastisch gesenkt werden – bis zum Jahr 2050 auf unter 2,0 Tonnen CO2 pro Kopf. Die Erzeugung, Verarbeitung und der Transport von Lebensmitteln sowie unsere Kaufentscheidungen beeinflussen den Treibhauseffekt wesentlich. Dabei geht es nicht um Verzicht, sondern um bewusstes Einkaufen.

Mit der Verpackung geht’s los
Beginnen wir mit dem Oberflächlichen: der Verpackung. Diese hat zwar meist – nicht immer! – keine Auswirkung auf Geschmack oder Gesundheitswert von Lebensmitteln. Für die Umwelt machen Verpackungen jedoch einen großen Unterschied. Hier haben wir ausführlich über das Müllproblem geschrieben, das wir unserer wachsenden (Plastik-)Verpackungsflut zu verdanken haben. Deshalb sollte man, wo möglich, eigene Taschen mitbringen und unverpackt einkaufen oder umweltfreundliche Verpackungen aus Glas, Papier und recyceltem Material bevorzugen.

Gut zu wissen: Ab dem 1. Januar 2022 ist der Verkauf von Plastiktüten in Deutschland verboten. Das Verpackungsgesetzt regelt nun, dass künftig keine Plastiktüten mit Wandstärken bis 50 Mikrometern ausgegeben werden dürfen. Die besten Alternativen sind Stoffbeutel, Taschen oder Körbe.

Saisonal und regional schmeckt am besten
Wer schon einmal Erdbeeren, Gurken oder Tomaten aus dem eigenen Garten probiert hat, weiß: der Geschmack von heimischem, reifen Obst und Gemüse ist unschlagbar. Das liegt in erster Linie daran, dass diese Produkte keinen langen Transportweg hinter sich haben und deshalb reif geerntet und genossen werden können. Dementsprechend hoch sind auch ihre Nährstoffwerte.

Saisonale Produkte, die weder von weither transportiert, noch mittels Bewässerungs- oder Heizanlagen erzeugt wurden, haben zudem eine deutlich bessere Energie- und Klimabilanz. Und: sie mussten in der Regel nicht für eine lange Haltbarkeit während des Transports gegen Pilz- oder Schädlingsbefall behandelt werden.

Bio für uns und die Natur
Biologisch angebaute Produkte sind aus zweierlei Gründen  empfehlenswert. Zum einen enthalten sie keine Rückstände von Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden, da diese im Anbau nicht zugelassen sind. Gut für uns und unsere Gesundheit!
Aber auch mit Blick auf unsere Umwelt und Artenvielfalt sollte Bio die erste Wahl sein: Biolandbau hat anstelle von kurzfristiger Ertragssteigerung den langfristigen Erhalt von fruchtbaren, sauberen Böden, Wasser und Luft sowie den Erhalt der Artenvielfalt zum Ziel. Bio-Produkte haben aber auch eine ethische Komponente: artgerechte Tierhaltung genießt in der biologischen Landwirtschaft einen deutlich höheren Stellenwert als in der konventionellen.

Keep it simple
Je unverarbeiteter, desto gesünder: frisch gekochtes Essen kommt ohne Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und überflüssige Zuckerzusätze aus. Gerade bei schonenden Garmethoden gehen zudem kaum Nährstoffe verloren und in der eigenen Küche haben wir unendlich viele Möglichkeiten, Zucker durch gesunde Alternativen zu ersetzen. Bestes Beispiel: der frisch gepresste Orangensaft im Vergleich zum gezuckerten Saft aus Konzentrat in der Plastikflasche, oder: der Naturjoghurt mit Nüssen, Obst und Honig im Vergleich zum gezuckerten Produkt mit Erdbeeraroma aus dem Kunststoffbecher. Kein Vergleich!

Neugierig bleiben
Oft ernähren wir uns von den immer gleichen Lebensmitteln: Nudeln, Kartoffeln, Fleisch, Milchprodukte und eine schmale Palette der Gemüsesorten, die standartmäßig zu jeder Jahreszeit im Supermarkt zu finden sind. Dabei lohnt es sich, neugierig zu bleiben und die große Vielfalt heimischer Produkte abseits der Supermarktregale zu entdecken. Da wären zum Beispiel die eisenreiche Brennnessel, aromatische Linsen aus unserer Region, Löwenzahn (wer’s nicht im Garten hat: Standard in türkischen Supermärkten, Omega-3-Fettsäure-Booster Leinöl, aromatische alte Apfelsorten, Wintersalate mit wertvollen Bitterstoffen wie der Zuckerhut und Endivien, Grünkohl, oder eine Vielfalt von Pilzen, Sprossen oder auch Kürbissorten abseits des bekannten Hokkaido.

Warum teurer auf lange Sicht günstiger ist
Zugegeben, gesunde Ernährung wird uns nicht einfach gemacht. Es ist schwer nachvollziehbar, warum gute, gesunde und regionale Produkte meist teurer sind, während vielfach behandelte, verarbeitete und von weither hierher transportierte Lebensmittel um so vieles weniger kosten. Darauf nur mit „Qualität hat eben ihren Preis“ zu antworten, wäre zu einfach.

Vergesellschaftete Kosten, privatisierte Erträge
Oft sind Produkte scheinbar günstig, weil die Herstellungskosten eines Tages wir alle tragen: sinkende Grundwasserspiegel, durch Erosion verlorene fruchtbare Böden, durch Ackergifte verlorene Artenvielfalt, mit Nitratdünger verunreinigtes Trinkwasser und vieles mehr. In der Herstellung arbeiten oft Menschen zu Hungerlöhnen wie beispielsweise die migrantischen Arbeiterinnen und Arbeiter in den Gewächshäusern Spaniens oder in deutschen Schlachthöfen. Aber auch heimische Landwirte wirtschaften dank viel zu niedriger Preise nicht selten am Existenzminimum und profitieren davon, wenn wir ihre Erzeugnisse direkt bei ihnen und nicht über den Umweg des Großhandels kaufen. Auch wirft Artenschutz in Form von Blühwiesen oder Hecken keinen Ertrag oder Profit ab; Bauern müssen ihn sich quasi leisten können. Und nicht zuletzt bezahlen wir mit unserer Gesundheit und unserem Gesundheitssystem für die Folgen zu billiger, ungesunder Ernährung. Deshalb lohnt sich immer ein zweiter Blick auf die Lebensmittel, die auf unserem Teller landen.

Tierische Produkte reduzieren
In vielen Küchen dominieren Milch, Käse, Butter, Wurst und Fleisch. Dabei gilt Butter als der Klimakiller Nummer eins. Bei der Betrachtung des CO2 Ausstoßes nimmt sie einen Spitzenplatz ein. Grund dafür ist die hohe Menge an Milch, die zur Herstellung benötigt wird. Die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch verursacht fast dreimal soviel Treibhausgase wie die Produktion von einem Kilo Schweinefleisch. Sehr wasserhaltiger Käse enthält weniger Fett und ist somit klimafreundlicher (je fetthaltiger, desto mehr Milch wird benötigt). Die Treibhausgase einer stark fleischlastigen Ernährung liegen bei ungefähr 6.700 kg C02 im Jahr, während eine vegetarische Ernährungsweise lediglich bei 1.220 kg C02 Emissionen liegt.

Inspiration, Tools und Gemüse frei Haus
In Zeiten von Instagram, Koch-Apps, rollenden Gemüsekisten und Lieferservices ist gesunde Küche eigentlich ganz einfach. Egal, ob man zu denen zählt, die sich lieber erst inspirieren lassen und dann kochen, worauf sie Lust haben, oder zur Gruppe derer, die gerne gucken, was sie aus dem, was da ist, Schönes zaubern können – für alle gibt es heute passende Angebote. Sich auf den Weg zu machen und zu einer neuen, gesunden und leckeren Routine zu finden, lohnt sich auf jeden Fall!

 

Dieser Artikel ist Teil unserer Kampagne für mehr Nachhaltigkeit in der Region. Alle Infos zu unseren Maßnahmen, zu Kampagne, Events und Gewinnspielen finden sich unter #stadtgewaechs.