Das LEOMOBIL in Aktion – ein Ortsbesuch in der Grundschule Königsbrunn Nord
28. Januar 2020 „… das Geheimnis der Saiteninstrumente aufspüren, Klänge erforschen und Schwabens berühmtesten Musiker und Musikvermittler kennenlernen“ – so steht es im fröhlich-pinken Flyer zum LEOMOBIL.
Und genau das haben am Montagvormittag etwa 100 Königsbrunner Kinder der zweiten, dritten und vierten Klassen gemacht. Nach dem Aufbau der Entdeckerstationen kamen um halb neun die ersten 20 Kinder in die Aula, um sich eine Stunde lang intensiv mit Leopold Mozart und seiner Zeit zu beschäftigen. An fünf Stationen hörten die kleinen Forscherinnen und Forscher, wie Leopold in seiner Musik den Winter beschreibt, sie diskutierten und überlegten fieberhaft, welche Herausforderungen damals zum Reisen gehörten und welche Alltagsgegenstände es in Leopolds Zeit schon gegeben hat – Telefon? Toilettenpapier? Banane? … Und jeder probierte Leopolds Instrument, die Geige, unter liebevoller Anleitung der Musikvermittlerinnen Ute Legner und Hanna Münz aus.
Dass es trotz der vielen Kinder und Aktivitäten erstaunlich ruhig in der halligen Aula wurde, lag neben der guten Begleitung durch die Vermittlerinnen auch am Entdeckerheftchen, das jedes Kind anhand der Stationen mit selbst gefundenen Infos ausfüllen durfte. Dieses Heftchen mit kindgerechten Quizfragen rund um Leopold Mozart wurde eigens fürs LEOMOBIL von MEHR MUSIK!-Leiterin Ute Legner und ihren Musikvermittlungs-Studierenden am Leopold-Mozart-Zentrum konzipiert und von Nontira Kigle illustriert.
Die Kinder bauen sich ihre eigene Zupfkiste
Anschließend wurden die Kinder zu Klangforscherinnen und Klangforschern, als sie kleine Zupfkisten aus stabilem Verpackungsmaterial und verschieden dicken Gummiringen bauen durften. So konnte jedes Kind am simplen Modell erleben, wie schwingende Saiten Töne produzieren und wie die Tonhöhe durch Verkürzung der Saite verändert werden kann. Die Kinder durften ihre Zupfkiste und das Leopold-Entdeckerheftchen mit nach Hause nehmen, außerdem ihr neu gewonnenes Wissen zu Leopold Mozarts Instrument und zu seiner drei Jahrhunderte zurückliegenden Alltagsrealität.
Eine selbst erfundene Musikpartitur
Parallel zur Leopold-Mozart-Rallye erfanden die zweiten Klassen im Musiksaal der Schule mit MEHR-MUSIK!-Vermittlerin Anna Meißle ihre ganz eigene Komposition: Mittels eines Zeitstrahls und selbst erarbeiteter Klang-Piktogramme bastelten die Kleinen sich eine Partitur mit genau ausgetüftelter Abfolge von Klängen. Durch zeitlich abgestimmtes Spielen ihrer Perkussions-Instrumente erzählten sie so die Geschichte zu einem Bild, das Anna mitgebracht hatte. Anna war dabei „Dirigentin“ im besten Sinn, indem sie einfach den Verlauf des Musikstücks mit dem Finger auf dem Zeitstrahl vorgab. So aufmerksame und hingebungsvoll mitwirkende Grundschul-kinder, wie man sie an diesem 27. Januar (zufällig genau Wolfgang Mozarts Geburtstag) erleben konnte, wünscht man allen Lehrerinnen und Lehrern!
Das LEOMOBIL ist ein kostenfreies Angebot für alle Schulen in der Region – unabhängig vom Bildungshintergrund, kommen alle beteiligten Kinder in Kontakt mit Leopold Mozart, seiner Musik und seinem Instrument. Es besucht während des gesamten Schuljahres 2019/2020 etwa 60 Grundschulen in der Region. 10 eigens geschulte Musikvermittlerinnen und Musikvermittler sind dabei abwechselnd im Einsatz.
Sas LEOMOBIL wird ermöglicht durch Fördergelder des Kulturfonds Bayern, des Bezirks Schwaben, der Stadt Augsburg, der Stiftung Deutsche Mozartstadt Augsburg, sowie der Kurt und Felicitas Viermetz-Stiftung. Der Lions Club Augsburg trägt ebenfalls zur Ermöglichung bei. Ohne die besonders wertvolle Unterstützung durch drei lokale Firmen würde das LEOMOBIL nicht existieren: GUM Automobile stellt das Fahrzeug für die gesamte Dauer unentgeltlich zur Verfügung, die Agentur trumedia hat das Design des LEOMOBILS sowie des Flyers gespendet und die Firma Medewo stellt sämtliches Material für über 6.000 Zupfkisten zur Verfügung.
Leopold Mozart war eine der interessantesten und vielschichtigsten Persönlichkeiten seiner Zeit, ein universeller Geist im besten Wortsinn. Er wurde 1719 in Augsburg geboren und war nicht nur ein großartiger Lehrmeister seines berühmten Sohnes Wolfgang Amadé Mozart, sondern auch ein herausragender Musikpädagoge. Im Geburtsjahr seines Sohnes veröffentlichte Leopold Mozart seine bedeutende Violinschule in Augsburg, die Geigenschülerinnen und –schüler bis heute begleitet und die dank der Historischen Aufführungspraxis noch einmal eine Renaissance erlebt. Darüber hinaus war Leopold Mozart ein aufgeklärter Geist und interessierter Reisender, dem viel daran lag, andere Kulturen kennenzulernen, und der Zeit seines Lebens internationale Verbindungen pflegte.
Die Deutsche Mozartstadt Augsburg feierte im Jubiläumsjahr 2019 diese Persönlichkeit und führt sein Erbe in der heutigen Zeit und mit innovativen Ideen weiter. Ende Februar 2020 eröffnet die zeitgemäße und völlig neu konzipierte Dauerausstellung im Leopold-Mozart-Haus in der Frauentorstraße.
MEHR MUSIK! ist das Musikvermittlungsprogramm der Stadt Augsburg mit einem Schwerpunkt auf neuen und experimentellen Klängen, das sich mit einer breiten Palette von Angeboten vor allem an die jungen Augsburgerinnen und Augsburger wendet. Das mehrfach ausgezeichnete Projekt (u.a. Junge Ohren Preis, Kinder zum Olymp) setzt in seinen Projektbausteinen auf die aktive Einbindung der Kinder und Jugendlichen – auf den kreativen Umgang mit den Parametern der Musik, auf Neugierde und Spaß am Ausprobieren von ungewohnten Geräuschen und Klängen, auf das Komponieren mit „sounds and silence“.
Kinder und Jugendliche können in MEHR-MUSIK!-Workshops Musik von einer anderen Seite kennen lernen – über Improvisation und in Response-Projekten, durch das Erfinden von Instrumenten und in kreativen Klangexperimenten. In groß angelegten interdisziplinären Projekten begegnen sich Musik und Tanz, Musik und Kunst, Musik und Schauspiel. Darüber hinaus spielt auch der „Cultural Rucksack“, den die Kinder im Gepäck haben, in Projekten wie zum Beispiel „Radio Vielfalt“ eine immer größere Rolle.
Das Angebot von MEHR MUSIK! entsteht in enger Zusammenarbeit mit den Augsburger Schulen, dem Leopold-Mozart-Zentrum der Universität, mit zahlreichen Institutionen in der Stadt und vor allem mit vielen Musikerinnen und Musikern. Das Büro von MEHR MUSIK! befindet sich im Kulturhaus abraxas, wo auch viele der Projekte zur Aufführung kommen.